Der große Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz hat nicht nur der Mathematik einen gewaltigen Schub versetzt, er hat schon 1673 das Modell einer Rechenmaschine der Royal Society in London vorgestellt, das ihm die Mitgliedschaft in dieser Institution eintrug. In der Folgezeit machte er mehrere Versuche zur Weiterentwicklung, aber er fand kaum Uhrmacher, die ihm entscheidend weiterhalfen. Das änderte sich erst, als er die Bekanntschaft des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen- Zeitz machen konnte. Der Herzog hatte in seinem Hofstaat den Hofprediger Gottfried Teuber, dessen Interessen für Mathematik und Physik die für Theologie überwogen. Der Herzog gestattete Arbeiten an dieser Maschine für die vier Grundrechenarten in Räumlichkeiten der Moritzburg Zeitz. Ab 18. Januar 1714 war es dann soweit, dass unter der Leitung des Hofpredigers Teuber versucht wurde, den "Automat" zu vervollkommnen. Aus dem Briefwechsel erfahren wir von Hoffnungen, Fehlschlägen, Krankheiten, höfischem Leben, Geldsorgen und Mitteilungswegen. Man stelle sich vor, wie damals bei Kerzenlicht Wellen und Achsen zu drehen waren mit einer Drehbank, die wie eine alte Nähmaschine mit dem Fuß in Drehung versetzt wurde. Zahnräder und Staffelwalzen mussten uhrgenau gefräst werden; die Bronze war von zweifelhafter Zusammensetzung, sie dehnt sich ungleich aus oder verbog sich oder brach bei Krafteinwirkung. Alles für mutige acht Stellen und weitere acht für Überläufe bei der Multiplikation. Aber das Prinzip funktionierte und war Stand der Technik bis zur Entwicklung der elektrischen Apparate im 20. Jahrhundert. Die Zeitzer Bürger sollten stolz darauf sein, dass in den Mauern ihrer Stadt solche "Hi-Tech" entwickelt wurde. Die Zeit litt unter vielen kriegerischen Auseinandersetzungen wie dem Spanischen Erbfolgekrieg, dem Großen Nordischen Krieg und den Kämpfen Peters des Großen mit den Osmanen. Alles das und mehr aus dem Leben lange vor der industriellen Revolution spiegelt sich in den Briefen wider.
Zeitz und der Philosoph Als Zeitzer mit Gottfried Wilhelm Leibniz Briefe wechselten Autoren: Jürgen K. Fischer, Beate Böhlert Übersetzer: Jürgen K. Fischer, Beate Böhlert ISBN 978-3-9815211-5-3 400 Seiten, 12,5 x 18 cm, Taschenbuch JKF Selbstverlag Elsteraue 2019 Preis 19,90 EuroIm Buch stehen auf 400 Seiten den originalen Wortlauten die Übersetzungen rechts gegenüber, zusätzliche Erläuterungen bieten 500 Fußnoten und biographische Angaben zu über 120 Personen.